Dieses Blog durchsuchen

Montag, 23. Juni 2014

Stierkampf auf provenzalisch

Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Fast unmittelbar neben uns war die Stierkampf-Arena. Ein Plakat kündigte einen Stierkampf am 31. Mai an.
Natürlich waren wir dabei. Der Eintritt kostete 5 Euro. Die Kasse war eine leicht übersehbare kleine Öffnung in der Außenmauer. Es war wunderschönes Sommerwetter. Voller Erwartung betraten wir die Arena und suchten uns einen schattigen Platz. Überrascht waren wir, dass so viele Plätze frei blieben. Das Wort jeune (jung)  erklärt wohl den Charakter des Kampfes, den wir dann zu sehen bekamen. Jeder Stierkampf -auch unserer- beginnt mit der Carmen-Ouvertüre, die blechern aus den Lautsprechern schallt.
Eine Gruppe von jungen Männern marschiert in die Arena und postiert und verbeugt sich vor der "Presidence", dort wo der President seinen Platz hat, der das Spiel leitet. Direkt neben uns. Dann verschwinden sie wieder und der "Toril", das Tor zu den Ställen, öffnet sich, und der erste Stier stürmt herein. Zunächst ist er etwas irritiert, scharrt mit den Hufen. Erst als die Jungs in die Arena kommen, wird er zunehmend lebendig. Man hat zunächst den Eindruck, er hat Angst vor ihnen. Er versucht immer wieder auszuweichen und schließlich springt er mit kühnem Schwung und Gebrüll über die hölzerne Balustrade und läuft ratlos in dem schmalen Zwischengang zwischen Balustrade und Zuschauerrang hin und her. Die jungen Männer -alle so um die 20-  haben alle Mühe, ihn wieder in die Arena zu bringen. Dies macht er mehrere Male so. Vielleicht will er wieder zurück in seinen Stall.

Jeweils ein Stier bleibt  15 Minuten in der Arena. Um die Hörner hat er eine vierteilige "Cocarde", die ihm  die "Raseteure", junge, sportliche Männer,  entreißen müssen. Dazu haben sie ein kammähnliches Gerät, das "Raset", mit dem sie die Cocarde entreißen müssen. Die wilden Stiere lassen sich das nicht gefallen und jagen wild hinter den Raseteuren her. Die einzige Rettung für die jungen Männer ist dann ein kühner Sprung über die blutrote Balustrade aus Holz, die um die ganze  Arena herumgeht. Haben sie den Sprung geschafft, können sie sich an einer umlaufenden Holzstange festhalten.

Absolut unblutig ist diese Art des Stierkampfes. Es ist ein sportliches Spiel zwischen Tier und Mensch. Auch der Stier hat die Chance zu gewinnen. Hat er auch nach 15 Minuten die Cocarde behalten, kann er als Sieger die Arena verlassen. Ansonsten gewinnt derjenige unter den Raseteuren, der die meisten Cocardenteile erobert hat. Insgesamt 8 Stiere haben wir gesehen.

Nachdem der Kampf vorbei war, wurden die Stiere in LKWs verladen und wieder in ihre Ställe und auf ihre Weiden gebracht.

[Fotos anklicken zum Vergrößern]
Der zukünftige Raseteur
Da muss man schon schnell sein.
Die Hörner sind zwar abgestumpft...
Nach 15 Minuten darf der Stier
die Arena verlassen
Er ist über die Bande gesprungen.
Mit dem Raset an die Cocarde!


Eine kleine Bewegungsstudie


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen