Zuerst erreichen wir L'Isle-sur-la-Sorgue, eine Stadt, die inmitten der Sorgue auf einer Insel zwischen zwei Armen des Flusses entstanden ist und sich heute natürlich auch außerhalb dieser Insel ausgebreitet hat. Wir parken südlich des Stadtzentrums im Cours d'Anatole France am Rande eines kleinen Parks. Mit nur etwa 300 m Fußweg erreichen wir die historische Altstadt mit ihren kleinen Straßen und Gassen.
Wir überqueren den Fluss an der Avenue de la Liberation und steuern auf die Rue de la Republique zu, die so etwas wie die Hauptstraße des Stadtzentrums darstellt. Auffallend sind die vielen Geschäfte mit Antiquitäten neben den üblichen Andenken- und Modeläden.
In der Ferne hören wir Glockengeläut von der Cathedrale Notre Dame-des-Anges. Als wir uns der monumentalen Kirche nähern, sehen wir einen kleinen Menschenauflauf. Der Grund ist eine Trauerfeier. Wir kommen gerade dazu, als ein Sarg von einem Priester geweiht wird. (Das ist nun schon die zweite Beerdigung, die wir hier erleben, die erste war in Sault.)
Langsam schlendern wir über die Rue Carnot zurück, bis wir wieder ans Wasser kommen. Am Quai Rouget de L'Isle ist Cafè an Café und Restaurant an Restaurant gereiht. Eines der sechs verbliebenen Wasserräder ist hier noch zu sehen. Mit diesen Rädern wurden früher Papierfabriken und Mühlen betrieben. Heute sind sie "nur" noch schön.
Jetzt machen wir uns auf den Weg zur Quelle, der "fontaine" der Sorgue. Der kleine Ort mit dem Namen Fontaine-de-Vaucluse ist nur wenige Kilometer von Isle entfernt. Das Navi mit der Option "kürzester Weg" führt uns über abenteuerliche Straßen dorthin. Wir haben Glück, dass kein Gegenverkehr war, denn es gibt nirgends Ausweichstellen auf den schmalen Straßen. Wir kommen am südlichen Ufer der Sorgue an. Dort ist auch gleich ein großer Parkplatz, wo man für 3 € unbegrenzt parken kann.
Ein Fußweg von ca. 500m führt uns zum Ortskern der kleinen Gemeinde, die jährlich ein Vielfaches ihrer Bewohnerzahl (600) an Touristen schlucken muss. Auch heute. Auf der Place de la Colonne stärken wir uns erst mal an einer Pizza. Es ist ein wunderschöner Platz mit einer großen Säule in der Mitte, die anlässlich des 500. Geburtstages des Dichters Petrarca errichtet wurde und mit Schatten spendenden Platanen ringsherum.
Wir sind hier 600 m von der Quelle entfernt, trotzdem führt der Fluss schon eine Menge an Wasser, das durch die vielen Pflanzen grünlich aussieht. Der Weg zur Quelle ist ein Weg mit vielen Läden, Imbissständen, Gaststätten und auch Museen, und natürlich mit einer Masse von Menschen.
Der Weg endet an der Quelle. Aber die Quelle sieht nicht so aus, wie wir uns eine Quelle vorstellen. Am Fuß einer über 200m hohen Felswand befindet sich der so genannte Quellteich der Sorgue. Dieser Teich ist 300 m tief und hat dort Verbindung zu einem 1100 m² großem Wasserbecken, das sich aus den Gebieten des Mont Ventoux, der Mont de Vaucluse und dem Montagne de Lure speist. Es ist immer noch ein Rätsel, wie diese Wassermassen zusammenkommen. Die Zahlenangaben über die Mengen sind sehr unterschiedlich: sie schwanken von 22 bis 300 m³ Wasser pro Sekunde, mit denen die Quelle gespeist wird. Unvorstellbar! 22000 Liter pro Sekunde oder noch mehr.
Auf dem Rückweg, haben wir uns in einem Gartenrestaurant ans Wasser gesetzt und ein kühles Bier getrunken und dabei dem fließenden Wasser zugeschaut. Das war richtig Balsam für die Seele.
Empfehlenswert ist der Besuch der Papiermühle, die heute als Museum betrieben wird. Ein riesiges Wasserrad treibt eine laute und ausgeklügelte Maschinerie an, die für die Papierherstellung benötigt wird. Als wir da waren, lief sie auch aber sozusagen leer, nur zur Demonstration. Am Ende der Fabrikhalle war ein großer Laden, wo man diverse Papierartikel kaufen konnte, z.B. bedruckt mit Sprüchen auch in deutscher Sprache.
Am Schluss haben wir noch einen kleinen Ladenbummel rund um die Place de la Colonne gemacht.
Ach ja: Bei diesem Ausflug haben wir auch erfahren, wie die Vaucluse zu ihrem Namen kam: lateinisch valle clausa (abgeschlossenes Tal) war mal der ursprüngliche Name des Quellortes.
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