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Samstag, 29. Mai 2010

Carpentras

Porte d'Orange

Carpentras ist eine provenzalische Kleinstadt, die von (fremden) Autofahrern nicht sehr geliebt wird, wenn man durch diese Stadt muss.
Und man muss oft, insbesondere wenn man in Richtung Süden will. Man muss immer durch die schmalen, winkligen, oft Spurwechsel erfordernden Straßen durch die quirlige Innenstadt. Jedes Mal kam mir das Straßennetz neu vor und landete prompt wieder in einer falschen Spur. Aber wenn man als zu erkennender Fremder dann in letzter Sekunde blinkt, wird man schon von den sonst leicht zur Hupe greifenden Franzosen reingelassen. Umgehungsstraßen liebt man in Frankreich offensichtlich nicht sehr. Man liebt scheinbar das Straßenchaos. Es gibt aber einen großzügigen Parkplatz an der Porte d'Orange, der immer dann ausreichend ist, wenn kein Markttag in Carpentras ist. Und das ist am Freitag. Da haben wir schon entnervt aufgegeben und haben auf den ganz sicher spektakulären Markt verzichtet.

Wenn man aber einen Parkplatz gefunden hat, so steigt man die Treppen hoch zum alten Stadttor (oder fährt Fahrstuhl), durch das -wie sollte es auch anders sein- der Autoverkehr natürlich Vorrang hat und Fußgänger nur einen schmalen Fußweg zur Verfügung haben.

Natürlich ist Carpentras nicht nur ein Albtraum. Das ist nur verkehrstechnisch gemeint und betrifft eigentlich viele französische Städte.

Place de l'Horloge


Carpentras hat ein sehenswertes, historisches Stadtzentrum. Die Stadt war mal die Hauptstadt der päpstlichen Enklave Comtat Venaissin. Unter den Kolonnaden an der Place de l'Horloge kann man in aller Ruhe bummeln oder an den Obst-, Gemüse- oder Fischständen nach frischen, aber nicht sehr billigen Produkten schauen. Das Zentrum der Innenstadt ist ein schöner, schattiger Platz, an dem der Bürgermeister im Hotel de Ville residiert. Platanen überschatten ein nettes Café, in dem man einen Café creme aber auch alles andere trinken kann. Nach einer Radtour hatten wir eine frische Pression (=Fassbier) getrunken (0,25 Liter für 3,30€ !!). Auf demselben Platz befindet sich auch eine berühmte, noch heute benutzte Synagoge. Die Kathedrale St. Siffrein überragt das Netzwerk der vielen kleinen Gassen mit ihrem hohen Turm. Gleich daneben ist aus dem ehemaligen bischöflichen Palast der Justizpalast geworden.

Am Rande der historischen Altstadt ist der Platz des 25. August 1944 (Kriegsende in Frankreich). Dort befindet sich in einem Neubau die Touristinformation, wo auch sehenswerte, kostenlose Ausstellungen gezeigt werden. Hier in der Nähe ist auch noch ein anderes berühmtes Gebäude, das Hotel Dieu, ein ehemaliges Krankenhaus aus dem 18. Jhdt., heute ein Apothekenmuseum und Kulturzentrum.

Sonntag vormittag findet immer eine kleine Attraktion in Carpentras statt, der Flohmarkt. Den haben wir uns sogar zweimal angesehen. Erstaunlich, was hier alles zum Kauf angeboten wird. Von verrosteten Nagel bis zu edlen Glasartikeln, Büchern, Schallplatten, Spielzeug, Möbel wird hier so ziemlich alles gezeigt, was man nicht mehr gebrauchen kann. Gucker gab es viele, aber Käufer haben wir kaum gesehen.

Hier residiert der Bürgermeister im Hotel de Ville

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