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Freitag, 29. Mai 2015

Ein Sonnabend in Marseille

[Bilder anklicken zum Vergrößern]
Das hatten wir uns im vorigen Jahr vorgenommen, Marseille noch einmal zu besuchen. Die wenigen Stunden, die wir 2014 hatten, reichten nicht aus, um diese interessante Stadt zu erkunden.  Die Entfernung war zwar etwa doppelt so weit wie von Mouriès (160 km), aber dafür haben wir uns das ganze Wochenende (6. / 7. Juni 2015)vorgenommen. Bereits im Februar haben wir im B&B Joliette Hotel ein preiswertes Zimmer gebucht. Zum Glück auch gleich einen Platz in der Tiefgarage. Das Hotel liegt nur etwa 2 km vom Vieux Port, also dem (touristischen) Zentrum, entfernt, und Parkplätze sind dort ausgesprochene Mangelware.


Das Stadtviertel, wo unser Hotel steht, heißt La Joliette und ist Bestandteil eines riesigen Stadterneuerungsprogramms (Euroméditerrannée). Aus einem ehemals armen, vernachlässigtem Viertel entstand (und entsteht noch) ein Vorzeigeviertel mit tollen (= teuren) Wohnungen, Geschäften, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Verkehrsmäßig ist es bereits gut erschlossen . In unmittelbarer Nähe unseres Hotels ist eine Metro- und Tram-Station. Die Autos fahren durch  großzügige Straßentunnel, teilweise unter dem Alten Hafen auf die andere Hafenseite. Die Rue de la Republique - eigentlich eine Prachtstraße wie etwa der Pariser Boulevard Haussmann - war auch etwas heruntergekommen aber brilliert heute mit den typisch französischen Fassaden. Der Nachteil: Die Anwohner mussten ausziehen, weil sie sich nicht mehr die teuren Wohnungen leisten konnten.
Rue de la Republique
(Quelle hier)
Unser B&B-Hotel (links)
in der Rue de Forbin
Stadterneuerung in
La Joliette
Aber noch wirkt das ganze alte, neue, schicke Viertel noch ein bisschen kühl. Viele Läden, Restaurants und Wohnungen warten noch auf Mieter oder noch besser Eigentümer. Die Marseiller - wie wir gelesen haben - nehmen Euroméditerrannée noch nicht so richtig an. Es fehlt noch ein bisschen an Atmosphäre hier.

Am alten Hafen, dem Vieux Port in unmittelbarer Nähe fehlt es dagegen an Atmosphäre nicht. Gleich nach unserer Ankunft  waren die Fischverkäufer noch aktiv, die den frisch gefangenen Fisch anboten.

Fischmarkt am Vieux Port
Der Alte Hafen, U-förmig umrundet von belebten Straßen, dient schon lange nicht mehr als Wirtschaftshafen. Hier liegen Hunderte (vielleicht sogar Tausende) von Segelbooten, Jachten, Fischereibooten und Ausflugsschiffen.

Auf der Südseite finden wir viele Kneipen, Cafès, kleine Theater und einen etwas nervigen Straßenverkehr. Wir saßen in einem Straßencafè und beobachteten die vorbeifahrenden Autos, die an der nächsten Ampel halten mussten. Es machte uns Spaß festzustellem, dass fast jedes zweite Auto mit marseiller Kennzeichen (13)  vorne rechts eingebeult war. Wie unseres auch, allerdings nicht verursacht in Marseille. So sagten wir uns, wir passen gut in diese Stadt!

Gershwin im Spiegel - Sonntag früh
An der Schmalseite des Hafens ist eine Sehenswürdikeit zu bestaunen, die Metrostation "Vieux Port". Ein total verspiegeltes Dach schwebt über der Eingangszone und bietet einen schattigen Platz für spontane und organisierte Events. Break Dancer und ein komplettes Orchester mit Live-Gesang konnten wir hier erleben. Und wenn man nach oben schaut, sieht man alles im Spiegel.

Im Panier-Viertel
Zwischen der Rue de la Republique und dem Alten Hafen liegt Le Panier, eines der Szene-Viertel von Marseille. Wenn man von der vornehmen Rue de la Republique kommt, und die unscheinbare Passage de Lorette durchschreitet, kommt man in eine andere Welt. Schmale Gassen mit vielen kleinen Geschäften, Bars, Cafès und Künstleratelieres vermitteln uns eine Atmosphäre, wie sie in Italien üblich ist. Auf und ab geht es hier.
Wir waren schon im vorigen Jahr begeistert von diesem Viertel und haben dort einige Highlights besichtigt.
In diesem Jahr konnten wir bis spät abends in einem netten Restaurant an der Place de Lenche, einem der ältesten Plätze Marseilles,  ein Abendessen bei milden Temperaturen, Life-Musik und Fussballübertragung genießen.

Dann bummelten wir am Vieux Port entlang  und erfreuten uns an der nächtlichen Illumination der Stadt.

Marseille bei Nacht
Blick zur Notre Dame
de la Garde
Junge Leute

Das Hôtel de Ville
Die berühmte Brasserie
La Samaritaine
Die Rue de la Republique
Die Kirche St. Ferrèol
Fassadendetail
Eine Sehenswürdigkeit  hat uns schon beim Studium des Reiseführers
Theatre de la Girafe
interessiert: das Palais Longchamp, nordwestlich der Canebière, dem berühmten Boulevard in Marseille. Mit der Metro Linie 1 fuhren wir zunächst zum Hauptbahnhof St. Charles, stiegen dort um in die 2 und verließen die Bahn in Cing Avenues , ein Quartier, das nach einer Kreuzung von  fünf Straßen benannt ist. Ein schöner Park liegt hinter diesem Platz auf einer Anhöhe. Hier war mal der Zoo von Marseille. Ein hübsches kleines Gebäude, das Teatre de la Girafe erinnert noch heute daran. Dann nähern wir uns von hinten dem Palais Longchamp. Palais in Frankreich haben meist etwas mit der royalen Vergangenheit zu tun. Dieses Bauwerk nicht. Es ist schlicht und einfach ein Wasserwerk, das in der 1. Hälfte des 19. Jhdts. die Stadt Marseille von den ständigen Wassersorgen befreien sollte.

85 km entfernt wurde die Durance angezapft und das Wasser über Kanäle, Tunnel und Aquädukte auf den Hügel von Longchamp geleitet. Von dort gelangte es zu den Abnehmern. Das repräsentative Palais, das 1869 eingeweiht wurde, hat derselbe Baumeister gebaut, der auch die Basilika Notre Dame de la Garde errichtet hatte. Es bildet den Schlusspunkt der langen Wasserleitung. Heute sind hier das Museum der schönen Künste (Musèe Baux Art) und das Naturkundliche Museum (Musèe Histoire Naturelle) untergebracht und natürlich nicht mehr die Wasserversorgung der zweitgrößten Stadt Frankreichs. Über viele Kaskaden, Springbrunnen und Wasserspiele plätscherte (früher) das kühle Nass.

Als wir dort waren, war aber alles trocken. Kein Tropfen Wasser war am einstigen Wasserwerk zu sehen. Sehr schade, gerade darauf hatten wir uns bei der Sommerhitze gefreut.
Palais Longchamp
Viele Skulpturen
zieren den Bau
Blick auf den
Boulevard Longchamp


Danach bummelten wir den schönen Boulevard Longchamp hinunter bis zum Square Stalingrad. Bis auf die Straßenbahn ist der Boulevard verkehrsfrei für Autos. Das, die schönen Bürgerhäuser aus der 1.Hälfte des 19.Jhds. und die schattigen Platanen machen den Boulevard sehr angenehm. Im Schatten einer alten Platane vor den "Danaïden" auf dem Square Stalingrad erfrischen wir uns an einer kühlen "Pression", bevor wir uns aufmachen, die Gegend weiter südöstlich kennenzulernen.

Klein-Afrika in der Rue Pastoret
Alle Wohlgerüche des Orients
Wir haben gelesen, Marseille sei die afrikanischste Stadt Frankreichs. In der Tat, nirgend- wo sonst sieht man auf den Stra- ßen so viele Afrikaner wie in dieser Stadt. In der Nähe des Courts Julien scheint zumindest das Einkaufszentrum dieser Bevölkerungsgruppe zu sein. Wir durchkreuzen enge, geschäftige Gassen wie die Rue Pastoret, wo es an jedem Geschäft anders duftet und wo für uns seltene Artikel gehandelt werden.

Unser Bummel ging weiter. Wir passierten natürlich auch die Edel-Shopping-Zone in der Rue Saint Ferrèol und Rue Paradis. Hier hielten wir uns aber nicht lange auf. Unser Ziel war der Parc de Pharo an der südlichen Hafeneinfahrt. Offenbar ist das ein sehr beliebtes Ausflugsziel für jung und alt, denn es wimmelte nur so von Menschen hier. Sogar eine orientalische Hochzeit sahen wie hier. Im Mittelpunkt des Parks steht das prachtvolle Palais de Pharo, das Napoleon III. seiner Eugenie geschenkt hatte. Beide hatten nicht allzuviel davon, denn als er 1870 fertig war, war auch bald das Kaiserreich am Ende. Der ehemalige Kaiser starb 1873 und ein Jahr später hat Eugenie den Palast der Stadt Marseille geschenkt.  Der Standort ist natürlich genial. Gelegen auf einer Landzunge und einem Hügel hat man von hier einen herrlichen Blick auf den Vieux Port und das gegenüberliegende Fort Saint Jean. Doch lassen wir die Bilder sprechen:

Palais de Pharo
Blick auf Fort St-Jean und MuCEM
Der Alte Hafen
Hochhaus der Reederei  CMA CGM
Fast täglicher Besuch: Kreuzfahrer

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